Wie Ermittelt Das Finanzamt Den Wert Einer Immobilie
Erbschaftsteuer hängt vom Verkehrswert ab
Bei einer Schenkung oder Erbschaft geht Vermögen ohne Gegenleistung vom einen auf den anderen über. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Begünstigte nicht dennoch zahlen muss. Es könnte Schenkung- oder Erbschaftsteuer fällig werden, dice ans Finanzamt fließt. Ob sie zu zahlen ist, hängt vom Wert der Schenkung oder Erbschaft ab. Bei Immobilien ist der Verkehrswert maßgeblich. Wie der Wert zu berechnen ist, könnte sich im Jahr 2023 ändern. Derzeit wird über das Jahressteuergesetz 2022 entschieden, das wesentliche Neuerungen bei der Bewertung von Immobilien vorsieht. Treten diese in Kraft, hätte das zur Folge, dass Immobilien höher bewertet werden könnten.
Den Verkehrswert ermittelt das Finanzamt in „typisierenden Massenverfahren" vom Schreibtisch aus, also nicht individuell – auch wenn es bei der Bewertung von Haus und Hof entscheidend darauf ankommt, wie sie beschaffen sind. Auch bei unbebautem Grund und Boden kommt es zu einer Grundstücksbewertung durch das Finanzamt. Eine Besichtigung des Objekts findet dabei in der Regel nicht statt.
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Freibeträge schützen vor Erbschaftsteuer
Für Begünstigte ist der Wert eines Geschenks oder einer Erbschaft von großer Bedeutung. Denn Schenkung- oder Erbschaftsteuer wird nicht zwangsläufig fällig, sondern nur dann, wenn das hinzugekommene Vermögen den Freibetrag des Beschenkten oder Erben überschreitet. Die Freibeträge richten sich nach dem Näheverhältnis zum Schenker oder Verstorbenen.
Dem Ehepartner oder eingetragenen Lebenspartner steht ein Freibetrag von 500 000 Euro zu, bei den eigenen Kindern sind es 400 000 Euro. Freunde haben einen deutlich niedrigeren Freibetrag von 20 000 Euro. Der gilt auch für unverheiratete Partner. Bleibt die Immobilie innerhalb der Familie, ist eine gänzlich steuerfreie Übertragung möglich.
Tipp: Mehr zum Thema in unserem Special Erbschaftssteuer: Freibeträge nutzen, Steuer sparen. Siehe auch unsere Tabellen zu den persönlichen Freibeträgen und den Steuersätzen bei Schenkung- und Erbschaftsteuer.
Unser Rat
Mitteilungspflicht. Unterrichten Sie das Finanzamt innerhalb von drei Monaten, wenn Sie eine Schenkung erhalten oder eine Erbschaft gemacht haben. Bei Schenkungen trifft diese Pflicht auch dice schenkende Person. Das Finanzamt wird automatisch verständigt, wenn es ein notarielles oder gerichtlich eröffnetes Testament gibt, aus dem sich das Verhältnis zwischen dem Verstorbenen und den Erben ergibt. Das gilt auch, wenn eine Schenkung gerichtlich oder notariell beurkundet wird.
Gutachten. Der vom Finanzamt ermittelte Wert ist nicht immer zutreffend. Im Zweifelsfall können Sie einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen beauftragen – bevor das Amt tätig wird und danach. Kosten: mindestens 1 500 Euro. Rechnen Sie aus, ob sich das im Hinblick auf die steuerlichen Auswirkungen lohnt. Ist der vom Finanzamt ermittelte Verkehrswert zwar zu hoch, bleibt aber unterhalb des Freibetrages, chapeau er keine Auswirkungen auf die Steuer und muss deshalb auch nicht unbedingt mithilfe eines Gutachtens widerlegt werden.
Finanzamt ermittelt Verkehrswert
Im Regelfall stellt das Finanzamt den Verkehrswert einer Immobilie fest, obwohl jeder Eigentümer dice Möglichkeit hat, einen Gutachter zu beauftragen. Zu finden sind diese zum Beispiel über die Industrie- und Handelskammer, die ein bundesweites Sachverständigenverzeichnis führt. Bei der Wertermittlung von Immobilien ist – wie bei anderen Vermögensgegenständen auch – der gemeine Wert maßgeblich. Das ist der Wert, der sich bei einem ordnungsgemäßen Verkauf erzielen ließe, also der sogenannte Verkehrswert. Stichtag für die Bewertung ist bei Schenkungen von Immobilien der Tag der Eintragung ins Grundbuch, bei einer Erbschaft der Todestag.
Bewertungsverfahren des Finanzamts im Überblick
Um den Verkehrswert von Immobilien zu ermitteln, nutzt das Finanzamt drei Bewertungsverfahren: das Vergleichswertverfahren, das Ertragswertverfahren und das Sachwertverfahren. Welches zur Anwendung kommt, hängt von der Art der Immobilie und den verfügbaren Daten ab.
Vergleichswertverfahren. Es wird zum Beispiel bei Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäusern angewendet. Der Vergleichswert orientiert sich an Kaufpreisen, die beim Verkauf ähnlicher Immobilien und Grundstücke erzielt wurden. Dabei werden zum Beispiel Grundstücksgröße, geografische Lage, Baujahr, Wohnfläche und Ausstattung berücksichtigt. Das Verfahren gilt als zuverlässige Bewertungsmethode.
Ertragswertverfahren. Beim Ertragswertverfahren stehen die Erträge, die wirtschaftliche Restnutzungsdauer und der Bodenwert im Vordergrund. Es kommt für renditeorientierte Immobilienarten zur Anwendung, etwa für Mehrfamilien- sowie Geschäftshäuser und Gewerbeimmobilien.
Sachwertverfahren. Beim Sachwertverfahren sind Substanzwert und Bodenwert ausschlaggebend. Es wird für Immobilien eingesetzt, bei denen die Eigennutzung im Vordergrund steht und bei denen Vergleichswerte oder übliche Mieten nicht vorliegen, zum Beispiel, weil sie in ländlichen Gebieten liegen oder außergewöhnlich sind, wie Villen oder Burgen.
Beim Ertragswertverfahren und beim Sachwertverfahren ist die Marktanpassung an den lokalen Immobilienmarkt bedeutsam – nicht immer stehen den Finanzämtern diese Marktdaten zur Verfügung.
Mögliche Änderungen durch das Jahressteuergesetz 2022
Insbesondere beim Ertragswert- und beim Sachwertverfahren könnte es im Jahr 2023 zu wichtigen Änderungen kommen, wenn das Jahressteuergesetz 2022 in Kraft treten sollte. Dieses Gesetz trifft in verschiedenen Bereichen des Steuerrechts gesetzliche Regelungen. Dazu gehört, dass die Vorschriften der Grundbesitzbewertung für dice Erbschaft- und Schenkungsteuer sowie die Grunderwerbsteuer angepasst werden. Es ist zu erwarten, dass die Neuregelungen des Bewertungsgesetzes zu einer höheren Bewertung von Immobilien führen.
Steuervorteile für vermietete Objekte
Vermietete Immobilien werden bei der Berechnung von Schenkung- oder Erbschaftsteuer nur mit 90 Prozent des ermittelten Verkehrswerts berücksichtigt. Die übrigen 10 Prozent können steuerfrei verschenkt oder vererbt werden. Die Steuerbefreiung gilt nicht nur für Mehrfamilienhäuser, sondern auch für vermietete Ein- und Zweifamilienhäuser sowie vermietete Eigentumswohnungen.
Weiterer Steuervorteil: Fällt auf vermietete Immobilien Schenkung- oder Erbschaftsteuer an, kann diese über einen Zeitraum von zehn Jahren gestundet werden, falls der neue Eigentümer das Objekt verkaufen müsste, um die Steuer begleichen zu können. Die Regel schützt vor Notverkäufen und gibt Vermietern dice Möglichkeit, die Steuer nach und nach aus den Mieteinnahmen zu bezahlen.
Wertermittlung durch das Finanzamt hat Schwächen
Dice Art und Weise, wie das Finanzamt den Verkehrswert bei Schenkung und Erbschaft und im übrigen auch für die Grunderwerbsteuer ermittelt, wird durchaus kritisch gesehen. Gleichartige Objekte werden gruppiert und mehr oder minder einheitlich bewertet. Dabei können der Bezug zum Bewertungsobjekt und dice Nähe zum Markt fehlen. In der Regel führt das zu einer Erhöhung der Bemessungsgrundlage mit der Folge, dass Immobilien oft zu hoch bewertet werden. Dass Finanzämter einen zu hohen Verkehrswert ermitteln, gilt aber nicht zwangsläufig und allerorts.
Einspruch gegen Wertermittlung
Wie auch immer die Immobilie bewertet wurde – niemand muss die Feststellung des Finanzamts hinnehmen. Es gibt dice Möglichkeit, innerhalb eines Monats nach Zustellung Einspruch gegen den Feststellungsbescheid einzulegen und ein Gutachten eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen vorzulegen, das einen anderen Wert belegt. Auch der erzielte Kaufpreis gold als Nachweis eines geringeren Wertes, wenn es innerhalb eines Jahres nach Erbschaft oder Schenkung zu einem Verkauf kommt. Dasselbe aureate, falls dice Immobilie innerhalb eines Jahres vor Stichtag gekauft wurde.
Verkehrswert auch wichtig bei Erbstreitigkeiten
Pflichtteil. Der Wert einer Immobilie kann auch bei Erbstreitigkeiten eine Rolle spielen, zum Beispiel wenn ein Angehöriger enterbt wurde. Häufig wird um die Höhe des Pflichtteils gestritten. Der beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbteils. Befindet sich eine Immobilie im Nachlass, richtet sich der Anspruch auch nach deren Wert. Der Pflichtteilsberechtigte hat ein Interesse daran, dass der Immobilie ein möglichst hoher Preis zuerkannt wird. Der Erbe, der etwas vom Nachlass abgeben soll, möchte genau das Gegenteil. Der Pflichtteilsberechtigte kann ein Wertgutachten verlangen, das aus dem Nachlass bezahlt wird. Hält er das Gutachten für falsch, kann er ein weiteres erstellen lassen. Einigen sich beide Parteien nicht, landet der Streit vor Gericht. Ein weiteres Gutachten klärt dice Angelegenheit.
Erbengemeinschaft. Der Wert von Immobilien wird beispielsweise auch dann relevant, wenn es zur Erbauseinandersetzung kommt, der Nachlass too unter den Erben aufgeteilt werden soll. Wenn sich die Erben auf einen gemeinsamen Gutachter einigen, spart das oft Ärger und Geld.
Source: https://www.test.de/Immobilien-Wie-Finanzaemter-den-Verkehrswert-ermitteln-5745667-0/
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